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23.07.07

9:55Uhr - Polarsirkelen & Bodo


Skogly Camping. Die Sonne brennt. Perfekter Halt. Drei Wetter....äh...nein, keine Schleichwerbung. Nur für Bi-Fi! Zurück zum Thema: Die nette Campingplatz Stewardess hat uns gestern nicht belogen, was das Wetter angeht. Dies hatten wir zunächst angenommen, als Jan gestern das Zelt gegen 23Uhr noch mal verlassen musste, um die Luftpumpe zu holen. Der Himmel war bewölkt und es sah nach Regen aus. Da wir ja damit gerechnet hatten und Andis Haut sich nach einem Regentag geradezu sehnte, nahmen wir´s gelassen und gingen Schlafen. Zunächst. Denn um 2:30Uhr Nachts wird Andi von einem Ohrenbetäubenden Lärm, der von Jan und der extra-großen Luftpumpe ausgeht, geweckt. Jans Luftmatratze hatte sich ohne Einsatzbefehl entleert. Frechheit! Jan nutzt aber die Gelegenheit um ein paar Photos zu machen! Seit 22Uhr war es nicht mehr dunkler geworden! Schon seltsam... wir sind gespannt was noch so kommt!

Der Vorteil von Jans Aktion bestand darin, dass er auch gleich zum Klo gegangen ist. So konnten wir mal so richtig ausschlafen! Denkste...
Andi liegt auf der Ost-Seite des Zeltes und bemerkt gegen 9Uhr, dass seine Haut an den Stellen, an der sie das Zelt berührt, anfängt zu brutzeln. Er beschließt seinem Martyrium ein Ende zu setzen und steht auf. Naja, irgendwas is ja immer....

Auf auf... zum Polarsirkelen !
Der Morgen zeigt sich wolkenlos und ziemlich warm. Es geht weiter zum Polarkreis.
Die Polarkreissäule. Ein häufiges Fotomotiv und ein Wunder, dass wir sie menschenleer erwischt haben.
Nach der unfreiwilligen Beendigung der Nachtruhe machen wir uns Kaffee und versuchen wach zu werden. Schon wieder werden wir von Mücken, Stechfliegen und mutierten Pferdebremsen belästigt. Unsere Beine sind schon grün und blau vom vielen draufhauen und Fliegen erschlagen. Wo kommen die Biester bloss her? Wir verdächtigen den nahe gelegenen Fluss als Quell des Übels. So konnte es jedenfalls nicht weitergehen. Wir bauen zügig das Zelt ab und machen uns auf den Weg. Bis zum Polarkreis ist es nicht mehr sehr weit, nur etwa 30km. Der Wechsel der Vegetation auf dem Weg ist wirklich beeindruckend. Von jetzt auf gleich kommt man sich vor, wie in der sibirischen Steppe. Verrückt. Trotzdem hat auch diese karge Landschaft ihren besonderen Reiz, hier und da liegt auch tatsächlich Schnee. Kurze Zeit später erreichen wir den Polarkreis! Hier ist ziemlich viel los, jeder will ein Photo vor dem großen „Polarsirkelen“-Schild, und das Souvenir-Geschäft bricht auch aus allen Nähten. Trotzdem gehen wir hinein und besorgen ein paar Mitbringsel für Freunde und für uns natürlich das Polarsirkel-Sertifikat! Das Zertifikat wird von einer reizenden jungen Dame namens Linn in bester Sissi-Gedächtnis-Schönschrift mit unseren Namen verziert. Diese hatten wir ihr zuvor auf auf ein Blatt Papier geschrieben. Bei Andi klappt alles ganz gut, bei Jan’s Zertifikanz wird aus dem „Kattenstroth“ ein „Kahenstroth“. Wer Jan’s Gekrakel (gegen das jedes Arztrezept wie das Schönschriftheft einer 9jährigen Nonnenkloster-Schülerin wirkt,) kennt, wird es der jungen Frau nicht übel nehmen. Immerhin hat sie Andi’s Urkunde fehlerfrei und wunderschön ausgestellt. Jan hat sich nichts anmerken lassen, aber vorhin hat er zähneknirschend mit einem Filsstift den Fehler derart geschickt korrigiert, dass es sicherlich niemand merken wird... :) (Anmerkung von Jan an dieser Stelle: Pah! Andreas Korte kann mein Wellensittich schreiben! Außerdem wusste Andi bis dato nicht, dass Jan 6 Jahre auf einer Nonnenklosterschule in Marienfeld war. Da wurde aber nur paradoxe Ägyptologie gelehrt.)
Der überdimensionierte Postkasten am Polarkreis und die 'kleine' Säule vor dem Polarkreiscenter.
Sonne und blauer Himmel am Polarkreis.
Nachdem alles sicher verstaut ist, fahren wir weiter auf der E6 in Richtung Narvik. Mehrmals halten an besonders schönen Stellen an, um ein paar Photos zu schießen. Mehrmal beglückwünschen wir uns gegenseitig zu unserer Urlaubsplanung, denn das Wetter ist „zum Abspr**** geil!“, wie ein guter Freund von Dieter Bohlen jetzt sagen würde.

Wir heben in Fauske etwas Geld ab und gehen in Løding ein paar Lebensmittel einkaufen. Da unser nächstes Ziel nicht mehr weit ist, verschieben wir den wohlverdienten Imbiss noch ein paar Minuten. Denn kurz darauf erreichen wir den Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt! Hier bewegen sich während des Gezeitwechsels 400Millionen Kubikmeter Wasser durch eine nur 150m breite Engstelle des Saltfjordes. Das Wasser wird dabei bis zu 20Knoten schnell und es bilden sich gewaltige Wasserstrudel. Dieses Schauspiel wollen wir uns nicht entgehen lassen. Der stärkste Wasserstrom soll heute gegen 18:37Uhr auftreten. Wir haben also noch ein paar Stunden Zeit, und machen endlich eine Pause und essen eine Kleinigkeit.
Der weitere Weg nach Norden ist pures Futter für die Kamera.
Nach einiger Zeit wandelt sich die Vegetation wieder und kurz vor Mo i Rana sieht es aus wie am Mittelmeer.
Frisch gestärkt machen wir zunächst ein paar hübsche Photos von der Umgebung und machen uns dann auf den Weg, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Gleich neben unserem Rastplatz an der Saltstraumen-Brücke befindet sich der (Überraschung) Saltstraumen-Campingplatz. Dieser will uns (trotz gratis WLAN-Internet) aufgrund der stiefmütterlichen Behandlung von Zelt-Campern nicht gefallen. Wir suchen also weiter, werden aber weit und breit nicht fündig. Wir beschließen, bis zum großen Spektakel am Saltstraumen zu bleiben, und anschließend zurück nach Fauske zu fahren und da auf einem in unserem ADAC-Führer gut bewerteten Campingplatz zu übernachten.

Wir gehen also zum Fjord, wo sich bereits einige Schaulustige und professionelle Angler eingefunden haben. Das ist nämlich der eigentliche Clou am Saltstraumen: mit den 400Mio Kubikmetern Wasser kommen ja zwangsläufig auch tausende Fische durch diese enge Stelle! Die Wahrscheinlichkeit, hier einen Fisch zu fangen, ist aussergewöhnlich hoch. Auch wir versuchen unser Glück, ausser dem Verlust eines Pilkers gibt es aber leider nichts zu berichten. Das Naturschauspiel nimmt jedoch seinen Lauf und wir sehen über eine halbe Stunde lang zu, wie die ungeheuren Wassermassen an uns vorbeirauschen.
Der berühmte Saltstraumen
Hier der Blick Richtung offenes Meer.
Und noch mal Richtung Inland von der Brücke aus. Welch ein Wetter.
Gegen 20Uhr sind wir dann auf dem Weg zum Campingplatz. Da wir jedoch feststellen, dass es noch über 60km bis Fauske sind, fahren wir einer Eingebung folgend in´s nahe Bodø. Unterwegs betanken wir unseren treuen fahrbaren Untersatz und stellen zufrieden fest, dass wir nur 5l/100km verbraucht haben. Die Urlaubskasse wird es danken. Der Campingplatz in Bodø macht einen guten Eindruck. Auch hier gibt es relativ wenige Zelt-Camper, unter anderem aber den netten Herrn, der vorhin mit seiner 500PS Dodge Viper neben uns geparkt hat und gleich begann, sein Mini-Iglu-Zelt daneben aufzufalten. Naja, da sieht man, was passiert, wenn der Wagen hier zuviel Sprit verbraucht! Sonst bleibt nur zu sagen, dass man sich über den gelegentlichen Lärm auf dem Campingplatz nicht wundern darf, da er quasi auf der Startbahn des Flughafens von Bodø liegt. Für Hobby-Piloten sicher nicht uninteressant, wir sind allerdings froh, als der Flugbetrieb gegen 22Uhr eingestellt wird. Wir sind übrigens nach einer Doppel-Portion Ravioli und einem Bierchen auf die Polarkreis-Überschreitung zufrieden mit uns und der Welt. Auch, dass das gute Wetter uns nun wohl endgültig im Stich lässt kann uns nicht schocken. Erstens haben wir schon genug gesehen und photographiert für 3 Urlaubsreisen und zweitens....haben wir das gute Wetter gestern auch schon abgehakt! Wir warten also mal ab...! :-D
Gewaltige Strudel entstehen durch die Gezeiten.
0:30h

Der Tag beginnt früh und wie manch einer meinen mag nicht mit Jans allmorgendlichem Ritual sondern mit einer Fotosafari der besonderen Art. Es ist kurz nach Mitternacht und der Viper – Fahrer hat sich noch nicht wieder am Zelt eingefunden, da beschließen wir uns zu waschen und dann das Nachtflugverbot auszunutzen um unserem nötigen Schönheitsschlaf nachzukommen. Wir verlassen das Zelt und uns bleibt kurz der Atem stocken. Der ganze Himmel ist in knalliges orange gefärbt während von Westen her langsam ein Wolkenteppich heranzieht. Da Bodø sich auf einer Art Landzunge befindet steht unser Entschluss ohne viele Worte binnen Sekunden fest. Wir lassen alle Waschutensilien augenblicklich fallen und rennen zum Wagen. Aber Moment. Wir hatten ja schon ein Bier getrunken. Außerdem war es bereits kurz nach Mitternacht – gut, es war taghell, aber trotzdem irgendwie ja auch Nacht und damit Ruhezeit. Das kurze Innehalten endete mit einem gemeinschaftlichen Blick zum verlassenen Zelt des Viper – Fahrers und der erwarteten lautstarken Ankunft. Was der darf, dürfen wir mit unserem Yaris schon lange. Also drehten wir das Radio nur auf halbe Lautstärke und fuhren vom Platz um Wahnsinns Aufnahmen zu machen. Wir fahren zum Hafen und fanden tatsächlich eine Stelle, die eine freie Sicht auf die hinter Bergen untergehende Sonne ermöglichte. Wir waren glücklich. Als wir nach ca. 45Minuten zum Campingplatz zurückkamen war Mr. Viper immer noch nicht wieder am Zeltplatz eingetroffen. Jetzt war Putz- und Schlafenszeit.
Mitternacht
Die andere Himmelsrichtung um 0:30Uhr
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